Freitag, 1. Mai 2015
Die alljährliche Tanz in den Mai Geschichte
Gestern war es ja mal wieder so weit und die Mayday in Dortmund lag an.
Im Netz habe ich vorher ja nicht viel gutes darüber gelesen, und das entsprach sogar der Wahrheit. Ob das nun die selbsterfüllende Prophezeiung war, sei nun mal dahin gestellt.

Da ich ja nun nicht mehr quer durch Deutscheland muss, konnte ich relativ schnell dort ankommen. Knapp 170 km sind es aber dennoch. Nach einem längeren Telefonat kam ich erst spät los und da ich auch kein Ticket hatte, war ich um 23.45 Uhr in den geheiligten Westfalenhallen.

Das müsste jetzt meine 22. Mayday gewesen sein. Also kann auch auf eine gewisse Erfahrung zurückgegriffen werden.

Die Parkplatzsuche war recht leicht, da irgendwie niemand so richtig da gewesen ist... ok, ich bin noch nicht drinnen, also erstmal zu Fuß hinlaufen... Normal stehen hier doch überall Autos... und so früh ist es doch gar nicht... wo sind die alle? Vor den Hallen war sonst der Bär los. Imbissbuden, Parkplatzpartys... völlige Fehlanzeige. Auf dem Bahnsteig auch niemand zu sehen. Mir kam kurz der Gedanke, ich hätte mich im Datum geirrt... Also einfach mal welche angequatscht... sie hatten auch nichts weiter gehört, und sie waren Ersttäter... nicht zu vergleichen mit einem altgefahrenen Fossil wie mir 555

Vor den Hallen war auch nichts los. Nach dem Ticketkauf war ich schon Augenblicke später drin... Vorher flackerte noch ein "wurde die abgesagt??" durch mein Hirn. Gab es eine Bombendrohung oder ähnliches? Dann wäre aber mehr Staatsgewalt da... Eine Zombieapokalypse ist wohl auch auszuschließen.

Liegt es womöglich doch am mauen Line up? Davon würde sich doch aber niemand abhalten lassen... Egal, ich bin drin. In der Kommerz-Arena läuft nichts gutes... Nur die MoM oder auch Friends of Mayday möchte ich erleben. Das war auch ein Reinfall. Früher wurden die großen Hymnen gebrettert. Diesmal wurde vieles vom Twenty Dome übernommen.

Mal sehen, was die anderen Floors so bringen... Das Factory wird nie was für mich sein. Hardcore ist einfach nicht meins, obwohl einiges schon ziemlich abgeht.

Das Empire hat mich auch nicht vom Hocker gerissen. Kurze Eindrücke waren positiv, aber länger wollte ich nicht bleiben. Ebenso erging es mir im Mixery Casino.

Der Twenty Dome war aber der Hammer. Da habe ich mich gleich wie zuhause gefühlt. Die Tracks kenne und liebe ich. Hier werde ich nahezu den ganzen Abend verweilen...
Vorher wird noch etwas Geld in Merchandising angelegt und der Rucksack zur Garderobe gebracht. Das wird auch immer teurer. Dafür werden schon 3€ fällig.

Alle Hallen sind ziemlich leer. Das war früher viel voller. Das Klientel wird immer jünger, und so verstrahlt wie früher sind sie auch nicht mehr... naja, es waren immer noch genug. Außerdem war es das erste Mal, dass ich nicht nach Drogen gefragt wurde, oder ob ich welche kaufen wollte. Das ist doch mal eine positive Entwicklung. Ob es wirklich 19000 waren, möchte ich mal bezweifeln. Auf den Rängen war es auch schon mal voller.

Natürlich gibt es auch negative Sachen zu berichten. Bei den Getränken muss man auch immer einen Bon Pfand hinterlegen. Das ist ja kein Problem, wenn man sein Zeug hinterher abgibt, dann bekommt man das ja wieder... Allerdings ist auch hier die Entwicklung angekommen, dass man mit Pfand auch Geld verdienen kann. Einige wollen auch einfach nur Party machen und kümmern sich nicht um das Leergut. Das wird dann einfach auf dem Boden entsorgt. Dadurch werden aber die Pfandsammler oder wie ich sie nenne die "Ghule" auf den Plan gerufen. Wie Raubtiere stürzen sie sich auf die Pfanddosen. Ganz ehrlich, wenn mir jemand seine Dose vor die Füße stellt oder neben mich, dann nehme ich die auch. Im Müll wühle ich aber nicht. Das ist mir zu primitiv. Die Sammler sind schon richtig professionell vorgegangen. Mit Taschenlampe und großen Taschen gehen sie auf Beutezug. Ein Fall war besonders krass. Ich stehe am Rand und da stellt einer seine Dose hin und geht weg. Ich habe sie schon in der Hand, und da kommt da so ein Mädel angehechtet und greift auch danach. Auf meinen Hinweis, dass ich ja wohl schneller war meinte sie nur "Ladies first" und hat mir sehr schmerzhaft die Hand verdreht. Die war um einiges kürzer als ich, aber dennoch ziemlich stark. Da bricht dir fast eine das Handgelenk für einen € Pfand. Wenn ich nicht so perplex gewesen und sie so schnell verschwunden wäre, dann hätte ich der voll eine reingedrückt. Ok, Frauen schlägt man nicht, aber man bricht Fremden auch nicht fast die Hand oder den Arm. Das schmerzte noch den Rest des Abends, bzw. der Nacht.
Früher musste ich für Getränke kein/ kaum Geld ausgeben. Das konnte man locker und ohne Aufwand sammeln. Diesmal ging das gar nicht. Es gab kaum Leergut. Einige waren so dreist, wenn man sich umgedreht hat, war das Leergut schon verschwunden.

Um kurz nach 6 habe ich mich dann mal langsam abgeseilt. Draußen habe ich noch ein Gespräch mitbekommen. Da prahlte einer damit, dass er an so einem Abend min. 250€ verdienen würde. Ich finde das ziemlich arm und asozial. Man geht doch nicht auf eine Party und rennt nur Pfandflaschen hinterher. Auch kann man nur max. 12 Bons pro Kasse einlösen. Dennoch waren da welche mit mehreren kompletten Bögen. Nach jedem Durchgang durften sie sich wieder hinten anstellen... und auch der Typ hatte seine Faust schön voll. Wieviele Durchläufe der wohl brauchte? Die Schlange war jedenfalls ziemlich lang.

Das mit dem Pfand ist ja eine gute Sache, aber es nimmt einem irgendwie den Spaß an der Sache. Das System sollte wie auf dem Weihnachtsmarkt sein. Nur mit der Pfandmarke und der Dose bekommt man Geld. Wahrscheinlich werfen die Leute dann auch die Marken auf den Boden, und dann ist es wie in schlechten Filmen, wo der Verfolgte mit einer Hand Kleingeld Chaos hinter sich stiftet.

Vielleicht sollte man mit alten Traditionen brechen, aber warten wir mal ab... nach der einen ist vor der nächsten Mayday...

So long...
G.

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