Dienstag, 5. Mai 2015
Komische Leute...
Werden eigentlich die Leute merkwürdiger oder etwa ich?
Mein vorheriger Mitbewohner war sehr eigenartig. Beim Einzug habe ich ihm noch geholfen und er schien ganz ok zu sein. Die ersten zwei Wochen waren auch noch normal, aber danach wurde es immer seltsamer. Er fing an seine Zimmertür zuzuschließen. Meine Tür ist eigentlich nie abgeschlossen, und ich würde nie während der Abwesenheit in das Zimmer gehen. Große Reichtümer können auch nicht vorhanden sein. Jedenfalls vermute ich das mal. Da wäre bei mir viel mehr zu holen gewesen. Seine Zimmertür war anschließend auch nur noch geschlossen, so dass ich ihn Tage oder Wochen gar nicht mehr gesehen habe. Wenn er wiederkam, ging er gleich in sein Zimmer und hat die Tür hinter sich geschlossen. Wenn ich nicht gerade schlafe oder meine Ruhe möchte, dann ist meine Tür immer offen.
Zum Glück hat er auch nur ein Semester dort gewohnt. In der Zeit hat er es doch tatsächlich ein einziges Mal geschafft, das Altpapier rauszubringen. Man muss nämlich dazu sagen, dass wir bei uns Heinzelmänner haben, die so etwas normalerweise erledigen. Manchmal wollte sich der Müll auch selbst herausbringen... Als die Heinzels dann in den Streik gingen (das haben sie sich bei den Lokführern abgeguckt), musste ich das alles alleine übernehmen.
Den Putzplan hat er auch gekonnt ignoriert. In der Hinsicht war er echt schmerzfrei... und frech noch dazu.
Ich wüsste auch gern, was er angestellt hat, denn sein Mietverhältnis wurde zum Ablauf des Semesters gekündigt. Vom Studentenwerk rausgeschmissen zu werden, ist ja nicht so der Brüller.

Dann kam mein neuer Mitbewohner... und der hat am Anfang einen guten Eindruck gemacht. Leider ist das mittlerweile auch verflogen. Wie können alle nur so schmutzresistent sein? Wenn ich das Bad sehe, dann schüttelt es mich regelmäßig. Haben sie das zuhause nicht anders gelernt? Wie sieht das da bloß aus? Obwohl... ich will das lieber nicht wissen. Auch er schließt mittlerweile seine Zimmertür ab, aber ich immer noch nicht. Warum auch? Außer uns kommt niemand in die Wohnung, und ich weiß ja wo er wohnt ^^
Man muss noch dazu sagen, dass er Italiener ist. Außer ihm kenne ich leider keine anderen, denn das würde mich mal brennend interessieren, ob das in Italien auch so schmutzig ist.
Den Herd macht er grundsätzlich nicht sauber. Wenn was überkocht, egal. Dazu kocht er häufig und sehr heiß, will meinen, dass seine Soße und das Fett bis unter die Oberschränke spritzt und auch auf den gesamten Fliesen verteilt ist. Warum soll man das auch wegwischen. Auf dem Boden kann ich das ja noch verstehen. Da tritt sich das fest.
Den Müll bringt er auch nicht raus und sein Altglas auch nicht. Besonders beim gelben Sack ist er sehr kreativ. Der erste war schon mehr als voll, so dass man ihn gar nicht mehr zubinden konnte. Also wird ein neuer genommen, aber der alte bleibt stehen. Ihm ist anscheinend noch gar nicht aufgefallen, dass ich jetzt meinen gesamten Müll in meinem Zimmer habe. Eigenes Papier, gelber Sack und auch Restmüll, damit ich nicht mehr gezwungen bin, den Müll immer selbst rauszubringen. Im Restmüll kann man schon den Film "Evolution" nachvollziehen, nur nicht ganz so schnell. Rücksicht nimmt man dort wohl auch nicht. Morgens kann man ja laut in der Küche mit Töpfen und Pfannen herumrandalieren. Das hört sicher niemand, da ja alles so super schallisoliert ist... und Schuhe gibt es in Italien wohl auch nicht. Da laufen wohl alle barfuß herum und trampeln wie die Tiere. Vielleicht sind die auch alle reich und haben Haushälterinnen, Putzfrauen usw. denn auch die Dusche wird nie geputzt. Wenn man die Chromteile sofort trockenwischt, dann können die gar nicht erst so verkrusten. Dazu muss man noch sagen, das er sehr viel haart und auch sehr pelzig ist. Nein, er ist kein Perserkater, aber genauso fusselt er. Natürlich leert er auch das Sieb in der Dusche nicht aus und das ist sowas von widerlich. Das wäre mir echt peinlich, aber dieses Gefühl ist ihm völlig fremd. Vielleicht gibt es eine Krankheit oder Behinderung, die Peinlichkeit ausblendet.
Mein absoluter Liebling ist aber die Toilette. Klobürsten gibt es dort auch nicht. Wenn man sich im Senna-S verbremst, egal. Das versteinert vielleicht und in 10 kJahren freuen sich ein paar Wissenschaftler darüber oder das fällt von alleine ab. Ich freue mich schon darüber, dass er wenigstens die Spülung für sich entdeckt hat. Obwohl das auch nicht immer der Fall ist. Zum Duschen klappt er immer den Deckel runter und legt seine Sachen darauf. Wenn er zuvor einem zur Flucht verholfen hat, dann denkt er nicht an die Spülung, sondern klappt den Deckel nur runter. Der Duft während des Duschvorgangs muss ja sehr betörend dort drin sein. Wenn ich dann später auf die Toilette möchte, dann winkt mir häufiger mal Mr. Hanky (aus Southpark) zu.
Bin ich jetzt einfach zu empfindlich, oder ist das heute normal? Der Typ ist Mitte 20 und in einem Masterstudiengang. Also muss er sowas wie Intelligenz besitzen. Mit den einfachsten Sachen scheint er aber überfordert zu sein. In dem Alter hatte ich auch schon eine eigene Wohnung und da sah das nie so aus. Da war meine Erziehung ganz anders. Ist das völlig abhanden gekommen, und wie sieht Erziehung heutzutage aus?

Bis denne
G.

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Also zu der fehlenden Ordnung usw. kann ich nur sagen: Da setzt man sich doch einfach mal zusammen und klärt das. Dass es dabei unterschiedliche Vorstellungen gibt, wie oft und wie intensiv man putzen muss, ist halt so. Kompromisse helfen weiter.

Was ich aber echt schlimm finde, ist, wie du von EINEM Italiener, den du kennst, auf ein ganzes Volk schließt. Da ist wohl in deiner Erziehung etwas nicht ganz richtig gelaufen. Wenn der Italiener genauso blöd denkt wie du, sind alle Deutschen putzwütige Menschen, die ihren getrennten Müll im eigenen Zimmer sammeln und ihre Tür immer weit offen stehen haben, damit sie auch bloß nichts verpassen.
Natürlich wäre das komplett falsch, aber ableiten könnte man das auch so aus deiner Schilderung.
Also versuche lieber mal deine Verallgemeinerungen in den Griff zu bekommen. Denn du studierst doch, also sollte ja etwas Intelligenz vorhanden sein...

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Als wenn ich nicht schon auf diese Idee gekommen wäre...
Hallo Donni,
Da hast Du wohl etwas falsch verstanden. Ich schließe bestimmt nicht von einer Person auf eine gesamte Gruppe. Die Frage war, ob das ein Einzelfall ist. Vielleicht habe ich einfach Pech, oder alle sind so.

Wie bereits beschrieben wohne ich in einem sozialen Brennpunkt mit einem sehr sehr hohen Migranten- und Hartz4-Anteil. Das muss ja nicht unbedingt schlecht sein, aber mich stört es gewaltig, dass sie ihre Autos an der Straße reparieren und die ganzen defekten Teile, wie Achsmanschetten, Reifen, Felgen usw. werfen sie dann einfach auf den Bürgersteig. Altöl wird einfach hingekippt usw. Müll wird nicht getrennt, sondern entweder in irgendeinen Container oder gleich auf den Boden geworfen. Wie oft stand ich vorm Altpapier und der Container war voll mit gelben Säcken und Restmüll. Als ich dann meine und die Verwaltung vom gegenüber liegenden Block angeschrieben habe, waren es natürlich immer die anderen. Ist ja klar. Geändert hat sich nichts. Auf eine alte Achsmanschette treten ist auch nicht der Brüller. Bist Du schon mal mit dem Rad über einen Ölfleck gefahren? Ich habe den nicht gesehen und hätte mich fast langgemacht. Von den Folgen für die Umwelt mal ganz abgesehen, aber aus ihren Ländern kennen sie das anscheinend nicht anders. Hier muss man sich aber anpassen und genau das passiert nicht. Wozu haben wir all die Gesetze für den Umweltschutz, wenn sich doch keiner dran hält? Wenn ich sehe, dass andere so etwas nicht machen, mache ich das dennoch? Ist das Ignoranz oder einfach Dummheit?
Und jetzt noch mal zu meinem Italiener. Ich habe ihn mehrfach darauf angesprochen und auch Zettel hingehängt, dass er doch bitte etwas Ordnung halten soll. Warum soll immer alles an mir hängen bleiben? Ordnungsliebend bin ich, aber bestimmt nicht putzwütig. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass man etwas so hinterlässt wie man es vorgefunden hat. Ist das so abwegig oder besonders "deutsch"?
Und mal ganz ehrlich, wenn man in einer WG wohnt, dann redet man nie miteinander? Wenn er seine Ruhe haben möchte, dann kann er seine Tür ja schließen. Ich unterhalte mich gern und möchte gern etwas über andere Länder und Leute erfahren. Soll ich ihm dazu vor seiner Tür auflauern? Mit mir reden will er ja anscheinend nicht. Sonst wäre die Tür auch mal auf. In Kanada schließt man seine Haustür auch nicht ab, und auch bei meinem ersten Studium war es völlig normal zu seinem Prof zu gehen und bei geöffneter Tür hatten sie auch Zeit. Man brauchte keinen Termin.

Ein Kompromiss beinhaltet aber auch ein eigenes Entgegenkommen. Davon habe ich nur bisher nicht viel erkennen können. Ich bin nicht die persönliche Putzfrau.
Übrigens solltest Du genauer lesen. Die Frage war, ob alle Italiener so sind und ob alle Menschen einfach egoistischer und abgestumpfter werden. Wenn das so ist, dann kann er ja vielleicht gar nichts dafür. Das waren jetzt zwei hintereinander, die nahezu identische Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben, aber ihre Heimatorte liegen mindestens 1200 km auseinander.
Auch kenne ich deine Schulbildung nicht, aber man kann von einem Fall auf eine Gesetzmäßigkeit schließen (induktive Methode). Besser wäre es natürlich mit mehreren Beispielen oder Experimenten arbeiten zu können. Das mache ich jedoch nicht, denn ich halte mich mehr an die gute alte Mathematik mit der Stochastik. Eine große Stichprobe wäre viel aussagekräftiger. Zwei Personen wären mir dazu zu gewagt.
Wenn immer alles für einen erledigt wird, wie soll man es dann selbst lernen?

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